Was ist Sozialpolitik, soziale Gestaltung des Lebens, was begründet ihren hohen Stellenwert, den auch Umfragen in der Bevölkerung immer wieder belegen. Und warum sind ihre konkreten Maßnahmen andererseits immer wieder heftig umstritten?
Laut Duden bedeutet der Begriff „sozial“: „die Gesellschaft, die Gemeinschaft betreffend“. Liest man weiter, wird deutlich, dass der Begriff alle Dimensionen umfasst, welche die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Struktur betreffen. Es geht um die Zugehörigkeit eines Menschen zu verschiedenen Gruppen, um die Regelung menschlicher Beziehungen, um die Art und Weise, wie wir unseren Wohlstand produzieren und mit anderen teilen.
Wie produzieren wir unseren Wohlstand? Unter anderem durch Bildung im weitesten und allumfassenden Zusammenhang, deshalb habe ich meinen biographischen Impuls unter das Motto gesetzt:
„Es gibt nur eine Sache auf der Welt, die teurer ist als Bildung – keine Bildung!“ (J.F. Kennedy)
Die Themen Arbeit – Bildung – Soziale Gerechtigkeit – Soziale Gestaltung des Lebens – Arbeitslosigkeit – Armut sind für mich eng miteinander verzahnt. Denn hier bedingt eins oft das andere.
Für mich ist z.B. Bildung ein Schlüssel – wenn nicht sogar der zentrale Schlüssel – für die soziale Gestaltung des Lebens, für eine Arbeit und gegen Armut und Arbeitslosigkeit. Bildung ist in der modernen Gesellschaft eine zentrale Ressource für Lebenschancen.
„Bildung dient nicht nur der Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten, sondern sie dient der Persönlichkeitsentfaltung und ist maßgeblich für gesellschaftliche Teilhabe. Sie ist entscheidend für die persönliche Entwicklung, eine dynamische und erfolgreiche Wirtschaft und die Zukunft der Gesellschaft. Deshalb ist die Realisierung einer Bildungsgesellschaft eine der zentralen Herausforderungen des 21. Jh.“ so der Rat der EKD und die deutsche Bischofskonferenz 2014
Sie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen ihre gesellschaftlichen Chancen wahrnehmen und soziale Risiken minimieren können.
Die Bildungsbenachteiligung der Kinder aus sozial- bzw. einkommensschwachen Schichten im Zuge der Bildungsexpansion entscheidend abzubauen ist in Deutschland bis jetzt aber leider nicht gelungen.
Beim Wettlauf um die höheren Bildungsabschlüsse haben sich die Chancenabstände zwischen privilegierten und benachteiligten Gruppen vergrößert – die Bildungschancen haben sich nach dem sog. Matthäus Effekt entwickelt: „Denn wer hat, dem wird gegeben“, Matthäus 25, 29
„Wenn Deutschland aber seine Zukunft sichern will, darf sich das Land nicht allein um die Modernisierung seiner erfolgreichen Exportindustrien kümmern. Es muss auch eine Strategie entwickeln, wie das untere Drittel der Gesellschaft an der ökonomischen Entwicklung beteiligt sowie für Aufstieg, Bildung und Eigenverantwortung gewonnen werden kann.“ (Spiegel 11/2016 S.17)
Susanne Bornefeld ist Ehrenamts- & und Sozialbeauftragte des Kirchenkreises Paderborn und ist Initiatorin der bundesweit ersten Schulmaterialienkammer.