Alfred Koolen: „Gerechtigkeit versus Hilfe in Notlage“

Eine politische Analyse der Solidaritätsaktivitäten

Woher komme ich selbst?

  • Erfahrung aus Bruxelles-Schaerbeek während des Studiums  
  • mit tamilischen Flüchtlingen aus Sri Lanka im Engagement für ihr Selbstbestimmungsrecht
  • als Textilarbeiter im Projekt ExChains, später Betriebsratsvorsitzender bis zum Konkurs
  • seit Ende 2009 als Arbeiter in einem Serviceunternehmen am Düsseldorfer Flughafen
  • Zusammenwohnen mit Menschen verschiedener Herkunftsländer im Krefelder Süden

Gerechtigkeit und Gleichheit kein gesellschaftliches Ziel (mehr?)

  • Die Kommunitaristen und John Rawls’ „Theory of Justice“
  • „New Labor“ in England und die Agenda 2010 der Regierung Schröder/Fischer
  • „Spreizung“ der Lebensverhältnisse in Deutschland prozentual mit Abstand am stärksten aller OECD-Länder der letzten 20 Jahre
  • Gleichheitsgrundsatz aller Menschen (aus der Bibel) und gesellschaftliche Wirklichkeit?

Die große Hilfsbereitschaft und die Frage nach gleichberechtigter Teilhabe

  • Deutschland schon immer ein Land hohen Spendenaufkommens, jetzt aber eine beispiellose, ungebrochene Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge
  • Dichtes Netz vor allem auch von Caritas und Kirchengemeinden mit höchstem persönlichen Einsatz
  • Was bedeutet Kirchenasyl? Hilfe – Forderung (an den Staat) – Gerechtigkeit
  • Wenn Flüchtlinge Forderungen nach Teilhabe stellen und keine 1 € Jobs mehr wollen, sondern gerechte Teilhabe, ein Stück vom Kuchen des Bruttosozialprodukts?
  •  Was heißt „Integration…“? Und „Alltagsrassismus“?
  • Wie aus der Für-Sorge zu einer Gesellschaft, in der jede/r das Recht auf ein Leben hat, wie sie/ er will entwickeln?

Die Tradition der Arbeiterpriester als ein anderer Akzent?

  • Bewertung der gesellschaftlichen Realität aus der je eigenen Erfahrung und Betroffenheit
  • Aus dem jeweiligen Mit-leiden mit den Menschen, denen ich selbst möglichst nahe bin, als Kollege, als Freund, als Nachbar auf eine Veränderung hinwirken?
  • Aus dem Mitleiden wird manchmal das Mitkämpfen und daraus eine allgemeine Forderung nach einer gesellschaftlichen Veränderung
  • Oft genug aber lässt der „kulturelle Grundgedanke der Profitabilität“ (was springt für mich dabei raus…?) kaum noch Gemeinsamkeit und Solidarität zu.
  • Jede Generation sucht ihren eigenen Weg der Änderung der eigenen Situation…

Ausblick

  • Das Hereinwachsen in gesellschaftliche Strukturalität und Mitkämpfen durch die hilfsbereite Unterstützung am Anfang. Sich nicht das Reden vom „neuen Himmel und einer neuen Erde“ (Apk 21,1) und die Vision verbieten lassen.
  • Möglicherweise ist die Trennung von „Hilfe“ und „Gerechtigkeit“ im alltäglichen nicht zu trennen.
  • Ethische Leitidee heißt alles zu vermeiden, was zum Gegenteil dessen führt, was wir eigentlich wollen. Das Kriterium der Verhinderung „kontraproduktiver“ Handlungen.

Albert Koolen ist Arbeiterpriester und lebt derzeitig in Krefeld.