Schriftstelle: Lk 14,12-14
„Jesus sagte zu seinem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“
Auslegung:
Aus der Verkündigung Jesu und auch aus seiner Lebenspraxis werden wir daran erinnert, dass ein Grundanliegen des Glaubens ist, Menschen mit Benachteiligungen in den Blick zu nehmen. Wir wissen, dass die Schere des Reichtums auf der einen Seite und der Armut auf der anderen Seite immer weiter auseinander geht auch in den Orten, in denen wir leben. Global ist die Flüchtlingsbewegung eine Konsequenz aus der ungleichen Verteilung der Güter dieser Erde.
Der christliche Auftrag ist hier ganz eindeutig: wir sind es, die den Armen und Benachteiligten unserer Gesellschaft eine Stimme geben müssen. Es ist an uns, deutlich zu benennen, in welcher Weise sich Armut in unserer Gesellschaft ausdrückt: wenn Kinder nicht gefördert werden; Jugendliche niemanden haben, der Zeit für sie hat; alleinerziehende Frauen oder Männer zu wenig Unterstützung erfahren; Langzeitarbeitslose schleichend aus dem sozialen Netz fallen; wenn es nur noch hochqualifizierte Arbeitsplätze gibt, aber viele Menschen, die solche Qualifikationen nicht aufweisen.
Es ist nicht ins Belieben gestellt, ob wir Christen uns den Themen stellen, die sich aus der Wahrnehmung der Realität unserer Gesellschaft ergeben. Es ist eine Grundoption unseres Glaubens und unserer Kirchen. Wenn Menschen nicht mehr teilhaben können am gesellschaftlichen Leben, wenn Kinder verwahrlosen, wenn nur die Starken zu Wort kommen, dann sind wir aufgefordert uns einzumischen. Im Vaterunser beten wir: „dein Reich komme“. Das Reich unseres Gottes ist keine Zustand ungleicher Verteilung von Vermögen und Lebenschancen. Vor Gott hat jeder Mensch die gleiche ungeteilte Würde. Jede und jeder ist aufgerufen, den Nächsten zu achten, füreinander einzustehen un zu teilen, was dem Leben dient.
Der Sozialkirchentag nimmt hier eine christliche Verantwortung wahr. Vielen Dank für Ihren Einsatz!
Benedikt Fischer ist Paderborner Dechant und Domkapitular. Das Bild zeigt ihn beim Morgenlob zusammen mit Superintendent Volker Neuhoff.